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Ein umgefallener Tannenbaum im Schnee. Weihnachten ohne Kind, wie soll das gehen?

Weihnachtsfeste lassen sich nicht ignorieren und auch nicht aus dem Terminkalender streichen. Rundherum gehören zu perfekten Weihnachtstagen anscheinend jede Menge Dekoration, ein prachtvoll geschmückter Weihnachtsbaum, möglichst viele Geschenke, festliches Essen und natürlich gute Laune. Mit allem Drum & Dran nimmt spätestens am 24. Dezember Weihnachten jedes Jahr auf’s Neue wieder allen Raum ein. Trennungskinder geraten dabei oft in emotionale Not. Als weiterer Brandbeschleuniger kommt für getrennte Eltern zum Albtraum einer perfekten Bilderbuch-Weihnacht noch die kleinteilige Umgangsregelung hinzu. Den 24. Dezember gibt es schließlich nur einmal im Jahr. Und wenn Dein Kind den Heiligabend dieses Jahr im anderen Elternhaus verbringt? Wir geben Anregungen, wie Du das Weihnachtsfest trotz Trennung in liebevoller Verbundenheit verbringen kannst.

Weihnachten in Trennungsfamilien: Wer bekommt den Heiligabend

Es gibt die unterschiedlichsten Varianten, mit wem die Kinder nach der Trennung der Eltern den Heiligabend verbringen. Im Zweifel befindet ein Familiengericht darüber, ob Du nun für immer oder wenigstens im jährlichen Wechsel Weihnachten ohne Kind verbringen wirst.

Unsere Beiträge zu Umgang und Umgangsrecht findest Du hier.

Viele Familiengerichte entscheiden, dass der Heiligabend in einem Elternhaus und die anschließenden Feiertage im anderen Elternhaus gefeiert werden. Das Umgangsrecht an Heiligabend bis zum ersten Weihnachtstag steht dann dem Elternteil zu, der an Silvester kein Umgangsrecht hat. In manchen Trennungsfamilien erleben die Kinder ein frühes Abendessen mit beiden Eltern an einem neutralen Ort (und reserviertem Tisch) in einem Restaurant. In anderen Familien ist für Kinder am Nachmittag des 24. Dezember ein Zusammensein mit dem einen Elternteil möglich, während der andere in aller Ruhe den Weihnachtsabend für sich und das Kind vorbereitet. 

Weihnachten ist nicht nur Heiligabend

Und trotzdem. Machen wir uns nichts vor. Es gibt Jahre, da ist man heilfroh, wenn Weihnachten vorbei ist. Zum Beispiel, wenn Dein Kind den Heiligabend im anderen Elternhaus verbringt und nicht bei Dir. Zu Eurem Weg als Familie wird es gehören, auch bei diesem „Fest der Familie“ neue Wege zu gehen.

Erzähle Deinem Kind, dass Weihnachten in der ganzen Welt  unterschiedlich gefeiert wird und schenke ihm ein Kinderbuch darüber. Nicht nur, ist es in manchen Ländern so, dass es bereits im November die große Bescherung gibt, auch sind die Feiertage nicht immer besinnlich, sondern viel eher die weltweit größte Geburtstagsparty mit Bigband und ausgelassenem Straßentanz.

Es gibt viele Wege, Weihnachten zu feiern. Eine Auswahl von Büchern findest Du hier.

Auch in Deutschland feiern die Familien ihr Weihnachten ganz unterschiedlich. Sogar an unterschiedlichen Tagen. Die orthodoxen Christen feiern nicht am 24. Dezember, sondern am 7. Januar ihr Weihnachtsfest. Als getrennt erziehende Eltern könntet ihr zum Beispiel vereinbaren, jeweils im Wechsel an diesen beiden Tagen Weihnachten zu feiern.

Entlaste Dein Kind zu Weihnachten

Vielleicht musst Du über Deinen eigenen Schatten springen, wenn Du Dein Kind am Vormittag des Weihnachtsabends mit guten Wünschen für das Fest im anderen Elternhaus anrufst. Für Dein Kind aber ist es entlastend. Und nebenbei kannst Du es erinnern an die kleine Weihnachtsüberraschung, die es mit Deiner Unterstützung beim letzten Umgangstag für den anderen Elternteil gebastelt hatte. 

Entlaste Dein Kind zudem von der Sorge, dass Du am Weihnachtsabend ganz auf Dich allein gestellt bist. Erzähle ihm, dass Du Dir einen Weihnachtsgast einladen wirst. Jemand, der sonst auch alleine zuhause ist oder Freunde, die ihren Ankerpunkt in einer anderen Religion haben und in den Feiertagen überall vor verschlossenen Türen stehen. 

Warum ist Weihnachten so emotional für uns

Warum schmerzt und überfordert uns Erwachsenen die Weihnachtszeit eigentlich immer wieder? Der katholische Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann liest die Weihnachtsgeschichte unserer Kindertage in erster Linie als eine traumhafte Einladung zur Selbstfürsorge. Seine Forschungsarbeiten laden zu einem befreiten Umgang mit alten Traditionen ein.

Drewermann knüpft mit seiner psychoanalytischen Lesart der Weihnachtsgeschichte an die Traumdeutung an, nach der jede einzelne Figur einer Traumgeschichte der Ausdruck von einem inneren Anteil der eigenen Persönlichkeit des Träumenden selbst ist.

Das neugeborene „Kindlein in der Krippe“ verkörpert für ihn das Innere Kind, was angenommen und integriert werden will. Diese Figur des Inneren Kindes symbolisiert für Drewermann die Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Die Weihnachtsgeschichte bildet aus seiner Sicht den Prozess ab, wie ein Erwachsener schrittweise sein Inneres Kind entdeckt und wertschätzt: Das Weibliche (Maria) und das Männliche (Josef), das Archaische (Hirten) und das Königliche (Drei Weise aus dem Morgenland) in uns wenden sich dem Inneren Kind zu. Auf diese Weise beschützt und geehrt, wird das Innere Kind nun zum erlösenden Heilsbringer und macht einen achtsamen Umgang des Erwachsenen mit seinen Gefühlen wie Freude, Verlassenheit, Angst, Schmerz, Trauer, Intuition und Neugierde erst möglich.

Und Jahr für Jahr holt uns auf’s Neue der Schmerz des heimatlosen Inneren Kindes ein mit seiner Sehnsucht, endlich angenommen und geliebt zu werden.

Eine Einladung zur Selbstfürsorge

Das Weihnachtsfest weckt Wünsche und Erwartungen in uns, die oft nicht erfüllt werden können. Weihnachten als Erwachsener zu feiern, kann eine Einladung sein, Verantwortung für das Verbundensein mit den eigenen Gefühlen zu übernehmen. Gönne Dir deshalb eine ganz neue Sicht auf die Weihnachtsgeschichte. Eine, in der Du selber vorkommst! Denn Deine zärtliche Fürsorge als Papa oder Mama richtet sich nicht nur an Dein tatsächliches Kind, sondern auch an das Innere Kind in Dir selbst. Die beste Zeit zur Selbstfürsorge sind also die Weihnachtstage.

Wir empfehlen Dir den Bestseller von Stefanie Stahl „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Auch als Hörbuch erhältlich

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