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Mann blickt aus dem Fenster - Schuldgefühle nach einer Trennung mit Kind können belastend sein.

Schuldgefühle nach einer Trennung mit Kind können belastend sein. Was Du dagegen tun kannst und wie Du lernst, mit Schuldgefühlen umzugehen.

„Nach der Trennung wird alles besser! Schlimmer kann es ja kaum werden“, hast Du vielleicht gedacht und deshalb beschlossen, den nötigen letzten Schritt zu gehen und Dich von Deinem Partner oder Deiner Partnerin zu trennen. Nachdem es endlich ausgesprochen war, hat sich zunächst alles viel leichter angefühlt, auch wenn die Umstände alles andere als angenehm gewesen sind. Doch irgendwann hat sich da ein Gefühl eingeschlichen, das zu einer Last werden kann: Schuld.

Schuld nach einer Trennung gibt es nicht

Als erstes einmal eine gute Nachricht: Sich schuldig fühlen unterscheidet sich von Schuld haben, einem Begriff aus dem Strafrecht, wenn eine Tat zu Unrecht, vorsätzlich oder fahrlässig begangen wird. Seit 1977 gibt es die Schuldfrage in einem Scheidungsverfahren nicht mehr. Statt dem Schuldprinzip gilt bei Scheidung und Trennung das Zerrüttungsprinzip. Wer von Euch auch immer die Trennung eingeleitet hat: Eine Trennung oder Scheidung ist kein Vergehen. Keiner von Euch beiden ist schuldig geworden. Doch wie bekommst Du nun dieses nagende Schuldgefühl endlich in den Griff? Und was entlastet Dein Kind, wenn Beschuldigungen und Selbstvorwürfe immer mehr Raum einnehmen?

Deine Schuldgefühle haben nicht nur mit der Trennung zu tun. Sie melden sich besonders dann zu Wort, wenn Du bemerkst, dass sich Dein Kind anders verhält. Vielleicht zieht es sich vermehrt zurück, ist traurig oder wird gegenüber anderen wütend und laut. Das kann Dich dazu verleiten, die Trennung infrage zu stellen und an der Entscheidung zu zweifeln. Die Last der Schuldgefühle wird dadurch immer schwerer.

Was Du gegen Schuldgefühle nach einer Trennung tun kannst

1. Lass die Schuldgefühle zu.

Lerne Deine Schuldgefühle erst einmal kennen! Der einzige Weg, mit schwierigen Gefühlen einen konstruktiven Umgang zu finden, ist, sie zu fühlen, ohne sich dabei von ihnen mitreißen zu lassen. Es braucht Mut und etwas Übung, aber es lohnt sich. Schuldgefühle können nämlich ein wertvoller Ratgeber sein und nach der Trennung zu einer Deiner Ressourcen werden, damit es gut weitergeht. Wenn es Dir künftig gelingt, in Dein Schuldgefühl einzutauchen und zu spüren, welches Gefühl dahinter liegt, dann wird es sich vermindern und am Ende gar auflösen. Wie kann dies gelingen?

2. Geh in die Entspannung und lass Deinen Gefühlen Raum.

Nimm Dir eine halbe Stunde Zeit und mach es Dir bequem. Du brauchst absolute Ruhe dazu. Du darfst Dir eine Kerze anzünden und Dich in eine Decke einhüllen, wenn Du das möchtest. Wenn Du bereit bist, schließe Deine Augen und spüre in Dein Gefühl der Schuld hinein. Atme dabei mehrere Male tief ein und aus. Sei nun neugierig. Wo in Deinem Körper macht sich dieses Gefühl bemerkbar? Spürst Du es im Bauch? Im Hals? Verkrampft sich etwas? Atme weiter. Erkunde, welche Gefühle sich noch zeigen und nehme sie alle wahr. Jedes Gefühl, das auftaucht, wird von Dir empfangen, wie ein willkommener Gast. Niemand wird weggeschickt. Das kann Dir besser gelingen, wenn Du Dir vorstellst, dass Du im Publikum sitzt und sich Deine Gefühle auf einer Bühne zeigen. Du begrüßt sie alle, aber mit Abstand. Du schaust Dir im Geiste all Deine aufkommenden Gefühle aus der Distanz an. Du gehst auf jedes Gefühl zu und verbindest Dich mit ihm.

3. Gib den Gefühlen einen Namen.

Schuldgefühle haben lästige Verwandte. Gib Deinem Gefühl einen Namen. Manchmal tarnen sich Schuldgefühle als Angst oder Ärger. Aber wie das so ist mit der buckligen Verwandtschaft – jeder gehört dazu, will wertgeschätzt und geachtet werden. Die Angst begleitet uns immer dort, wo wir nicht in Frieden mit uns sind. Fühle die Angst, aber bleib Gastgeber. Bleibe in Verbindung mit Deiner Angst, aber lass Dich nicht von ihr mitreißen. Es ist so, als würdest du an ihrer Oberfläche entlangsurfen. Heiße sie Willkommen, so lange, bis du merkst, dass Deine Angst weiterzieht. Wenn Du in die Ruhe kommst, atme noch einige Male ein und aus und komme dann allmählich wieder zu Dir in den Raum zurück. Lobe Dich, dass Du so mutig warst, Deine Gefühle zu empfangen. Wiederhole diese Praxis, wann immer Du merkst, dass ein schmerzendes Gefühl wieder an Deine Tür klopft.

Dieser Beitrag wurde von unserer Gastautorin Vanessa Matthiebe verfasst. Vanessa ist Gründerin von „Familie im Wandel – Eltern bleiben“. Sie ist Sozialpädagogin und systemische Familienberaterin mit eigener Trennungserfahrung. Seit über 10 Jahren unterstützt sie getrennte Eltern darin, ein unbeschwertes, friedvolles ElternBleiben nach der Trennung zu leben.

Wie Du mit Schuldgefühlen umgehst

Das Zauberwort der Befreiung heißt Verantwortung. Ersetze doch einmal in Gedanken das Wort „Schuld“ durch „Verantwortung“: Denn Du bist nicht schuldig an Eurer Trennung und Du bist auch Deinem Kind nichts „schuldig“.

Diese 5 Schritte können Dir helfen, die Trennung zu verarbeiten und besser zu bewältigen.

Trennung hat nichts mit Schuld zu tun. Aber mit Verstrickungen, die nicht mehr anders zu bewältigen waren. Du übernimmst als Erwachsener Deinen Anteil der Mitverantwortung für Eure Trennung. Und Du erkennst an, dass keiner von Euch Eltern perfekt sein muss. Dein Kind wird aufatmen, in Dir ein Vorbild im Umgang mit Schuldgefühlen erleben und entscheidungsfreudig werden.

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