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Ein Kind allein am Strand: Wenn Eltern schwer erkranken, werden Kinder verletztlich. 6 Tipps für Trennungsfamilien

Auch Eltern werden mal krank. Ein echter Notfall wird es jedoch, wenn Kinder nach der Trennung der Eltern erneut den Boden unter den Füßen verlieren. Wenn Eltern schwer erkranken, brauchen Trennungskinder besondere Fürsorge und Unterstützung. Wir zeigen Dir, wie Du als getrennt lebender Vater oder getrennt lebende Mutter Dein Kind in turbulenten Zeit begleitest und ihm den notwendigen Halt gibst.

Wenn Eltern schwer erkranken, geraten Kinder in Not

Ob es nun um eine körperliche oder um eine psychische Erkrankung geht – Kinder geraten immer in Not, wenn ihre Eltern schwer erkranken. Bei Kindern mit Trennungserfahrung kommt hinzu, dass sie in ihrer Stabilität ein weiteres Mal erschüttert werden. Denn Trennungen sind wie ein Erdbeben. Nichts bleibt, wie es war. Und wenn ein Elternteil schwerwiegend erkrankt, dann scheinen die Erschütterungen kein Ende zu nehmen. Kinder haben genauso wenig wie Erwachsene eine Verantwortung für den Ausbruch einer Krankheit. Sie beziehen jedoch Ereignisse und Veränderungen in ihrem Umfeld auf sich selbst, zerbrechen an der Erkrankung ihrer Eltern und überfordern sich dabei völlig.

Viele Kinder werden in dieser Situation zu Perfektionisten der Selbstaufgabe. Sie scannen dann nach der Schule bereits im Hausflur intuitiv die aktuelle Lage und versuchen zu erfassen, wie es gerade um Mama oder Papas Gesundheit steht. Von der Außenwelt werden sie oft auch noch hochgelobt für ihre Selbstaufopferung und Selbstaufgabe. Im Alltag unbemerkt sind sie zerrissen zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und denen ihrer kranken Eltern. Und meist ist kein gesunder Erwachsener an ihrer Seite, der das bemerkt.

Umgang mit Krankheiten: Eine Herausforderung für Trennungsfamilien

Auch die mühsam errungene Stabilisierung Eurer Familie mit nun zwei Elternhäusern gerät durch die Erkrankung erneut ins Wanken. Dein Kind musst Du außerhalb der Umgangstage dann jemandem überlassen, der körperlich oder psychisch instabil ist. Hinzu kommt irgendwann die Angst vor einer Kindeswohlgefährdung im anderen Elternhaus und einer möglichen Fremdunterbringung Deines Kindes.

Seit Eurer Trennung hast Du kein Auskunftsrecht mehr über die Gesundheit des anderen Elternteiles. Solange das Kindeswohl gesichert ist, kann der erkrankte Elternteil frei darüber entscheiden, ob er/sie für sich oder Euer Kind Hilfe in Anspruch nimmt.

6 Tipps, die Kindern helfen, wenn ein Elternteil schwer erkrankt

Wir haben 6 Tipps für Dich, wie Du als getrennt lebender Papa oder getrennt lebende Mama ein Anker für Dein Kind sein kannst und wie Du ihm den notwendigen Halt gibst:

1. Werde zum aussagefähigen Ansprechpartner für Dein Kind

Informiere Dich über die Krankheit des erkrankten Elternteils und erweitere Dein Wissen. Und werde so zum verlässlichen Ansprechpartner für Dein Kind.

2. Sorge für Kontinuität

Wenn es einen akuten Krankheitsschub gibt, verliert der Alltag seine Routine. Versuche für Dein Kind, die gewohnten Rituale im Tagesbeginn und Tagesabschluss zu erhalten. Ist der primärerziehende Elternteil erkrankt, sind Umgangstage Inseltage in stürmischen Zeiten. Auch, wenn Dein Kind im Alltag für eine Weile bei Verwandten oder Freunden fremdbetreut wird, gilt die bisherige Umgangsregelung weiter.

3. Übernimm Verantwortung

Sprich über die Einzelheiten der Erkrankung mit anderen Erwachsenen möglichst nicht im Beisein Deines Kindes. Vielleicht möchte Dein Kind Dir nicht erzählen, wenn es ihm im anderen Elternhaus nicht gut geht und zeigt Dir nicht, wie sehr die Situation es belastet. Möglicherweise aber macht Dein Kind in diesen herausfordernden Tagen auch Erfahrungen von psychischer oder körperlicher Vernachlässigung. Wenn Du davon erfährst, bist Du laut Sozialgesetzbuch verpflichtet, Deinem Kind beizustehen. Übernimm mütterliche oder väterliche Verantwortung und hole Dir professionelle Hilfe oder beantrage beim Jugendamt eine Gefährdungseinschätzung. Du kannst Dich zunächst auch anonym im Jugendamt einer anderen Stadt oder durch den Kinderschutzbund beraten lassen.

4. Beantrage Familienhilfe

Primärerziehende haben im Fall einer Erkrankung einen Anspruch auf eine Haushaltshilfe oder Betreuung der Kinder. Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten. Lehnt die Krankenkasse ab, können nach § 20 SGB VIII über das Jugendamt zumindest die Betreuungskosten der Kinder beantragt werden, damit sie möglichst in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können. Und auch als Umgangsberechtigter ist es möglich, eine Eltern-Kind-Kur zu beantragen und Deinem Kind damit Abstand und Erholung zu ermöglichen.

5. Vernetze Dein Kind mit kraftvollen Wegbegleitern

Baue Kontakte im Umfeld Deines Kindes auf, auch, wenn Du selbst dort nicht zuhause bist. Wie wäre es zum Beispiel, sich an den Umgangstagen nach dem Kindergarten noch mit dem Spielfreund Deines Kindes und dessen Eltern auf dem Spielplatz zu treffen? Schon die Einladung zu einem Coffee-to-go kann zum Türöffner für ein erstes Kennenlernen werden. Oder lass Dich in den Mailverteiler für Elternbriefe aufnehmen. Unabhängig vom Sorgerecht hast Du ein Informationsrecht zu Ereignissen in Schule oder Kindergarten und damit Zugang zu Elternbriefen. Deinem Kind baust Du damit wertvolle Brücken und ein verlässliches Alltagsnetz zu seinem außerfamilialen Umfeld und bewahrst es davor, an Krankentagen in die Isolation von seinen Freunden zu geraten.

Oder ermögliche Deinem Kind die Teilnahme an Sportverein, Pfadfindertreff oder Musikschule. Es gibt fast überall auch geförderte Mitgliedschaften. Damit bewahrst Du Dein Kind vor einem ohnmächtigen Rückzug in die virtuelle Welt und schenkst ihm stattdessen Erfahrungen der Selbstwirksamkeit.

6. Hilf Deinem Kind, die Welt zu verstehen...

Erst recht, wenn sie kippelig ist. Solange Du schweigst, sagst Du nichts Falsches? Stimmt. Aber Du sagst eben auch nichts Richtiges. Und vor allem ist für Dein Kind so nicht spürbar, dass es in dieser herausfordernden Zeit mit Dir verbunden bleibt. Deine Präsenz und Dein offenes Herz sind für Dein Kind jetzt Gold wert und legen den Boden für ein ehrliches Gespräch. Mit Deiner Hilfe kann Dein Kind die Erkrankung besser verstehen, wird entlastet und in allen Turbulenzen nicht übersehen.

Wir haben eine Liste von Kinderbüchern zum Thema „Erkrankung von Erwachsenen“  zusammengestellt, die Kinder und Eltern dazu einladen über die Erkrankung der Eltern zu sprechen und diese besser zu verstehen.

Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche

  • Kinder-und Jugendtelefon des Nummer gegen Kummer e.V.
    Tel. 0800/ 111 0 333 und 116 111 (Mo-Sa 14-20 Uhr) anonym und kostenlos; Ehrenamtliche beraten telefonisch oder per E-Mail, Samstags beraten junge Menschen zwischen 16 und 21 Jahren
  • Telefonberatung von „Netz und Boden“ für Kinder und Jugendliche psychisch erkrankter Eltern: Tel. 03327/ 52 063 59 (Termine nach Vereinbarung via E-Mail oder Telefon) E-Mail an: beeck(@)netz-und-boden.de
  • kid-kit – Hilfe bei Problemeltern (u.a. psychisch erkrankte Eltern) Online-Beratung der Drogenhilfe Köln e.V. für 10- bis 18-Jährige

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