++ NAMENSÄNDERUNG++ Wir sind Die Familienhandwerker, vormals bekannt als Mein Papa kommt und Meine Mama kommt ++

Es gibt Nachrichten, die will man seinem Kind ersparen. Eine Trennung unter Erwachsenen, sei es nun zwischen den Eltern oder in einer Folgepartnerschaft, gehört sicherlich dazu. Ist die Trennung einmal ausgesprochen, wird das Leben nie mehr dasselbe sein. Und dennoch: Eltern sind die besten Überbringer von Hiobsbotschaften. Und wenn Veränderungen in der Familie bevorstehen, dann sollten Kinder das von den Personen erfahren, die ihnen Halt geben. Aber wie kann man am besten mit Kindern über Trennung und Veränderungen in der Familie sprechen? Wir haben einige Anregungen.

Tipp 1: Sprich aus, was in der Luft liegt

Ein Kleinkind kann nichts anfangen mit Umschreibungen wie „auseinandergelebt“, oder „Scheidung“. Aber auch kleine Kinder haben schon feine Antennen für Spannung und Trauer, die in der Luft liegen. Was Kinder dann umso mehr brauchen, ist die Erfahrung, dass sie sich auf ihre Selbstwahrnehmung verlassen können. Am besten man macht sich die konkrete Alltagswelt des Kleinkindes zu Nutze, um zu bestätigen, was längst zu spüren ist: „Es wird nun ein Mama-Haus und ein Papa-Haus geben. Und Du hast an einem Tag ein Mama-Frühstück und an einem anderen Tag ein Papa- Frühstück“.

Ein Schulkind kann seine Welt schon in größeren Zeitabschnitten erfassen und ahnt längst, welche langfristigen Folgen eine Trennung für die Familie hat. Für Eltern ist es dann ein echte Herausforderung, auszusprechen, was nun zu einem Kinderleben mit dazu gehört: „Wir werden uns nicht mehr jeden Tag sehen können.“ Oder „Wir werden meine Freundin nicht mehr sehen und wenn Du willst, helfe ich Dir beim Verabschieden.“ Was für ein Schmerz! Und dennoch. Zärtliche Elternliebe weicht nicht aus. Kinder müssen sich auf die elterliche Wahrhaftigkeit verlassen können.

Kinderbücher über Trennung: Lesetipps

Kinderbücher, die eine Trennungssituation schildern, können Kindern helfen, die eigene Lebenssituation besser zu bewältigen. Solange Kinder von ihrer Trauer, Wut und Empörung überfordert sind, können sie mit Hilfe einer Geschichte Abstand zu ihrem eigenen Gefühlsleben nehmen und zugleich ausdrücken, was sie bewegt. Hier geht es zu unseren Buchtipps.

Tipp 2: Informiere das Umfeld Deines Kindes

Familienveränderungen brauchen Schutzräume, aber keine Geheimnisse. Es wird Dein Kind entlasten, wenn auch das direkte Umfeld über die Veränderungen in Eurer Familie informiert ist. Und selbst, wenn die Kräfte nur Raum für eine kurze Mail lassen – wenn es um die Trennung von Euch Eltern geht, wird Deine Botschaft wegweisend dafür sein können, wie das Umfeld mit Eurer Entscheidung zur Trennung umgeht:

„Wir haben uns getrennt. Unser Kind wird nun mit zwei Elternhäusern aufwachsen. Bitte unterstützt uns, wenn wir nun getrennt erziehende Eltern sind. Unser Kind soll sicher sein können, dass es mit Mama und Papa gut verbunden bleibt.“  

Auch sollten Kinder weder Geheimnisträger noch Boten einer Trennungsnachricht sein müssen. Kommt es in einer Folgepartnerschaft zur Trennung, ist es die Aufgabe des Erwachsenen, den anderen Elternteil, die Verwandten und die Klassenlehrkraft über das Ende der Partnerschaft zu informieren – und nicht die des Kindes.

Tipp 3: Hilf Deinem Kind, seine eigene Trennungsgeschichte zu erzählen

Dass man die Trennung selbst völlig anders erzählt als der jeweils andere Elternteil, ist nicht wirklich überraschend. Wenn es um die Veränderung Eurer Familie geht, wird es so viele unterschiedliche Wahrheiten wie Familienmitglieder geben. Es ist auch nicht wichtig, wessen Trennungsgeschichte Euer Kind zunächst erzählt. Hilf Deinem Kind vielmehr, eines Tages seine eigene Geschichte zu erzählen!

Lass Dein Kind seine eigene Familiengeschichte gestalten. Es braucht nicht mehr als ein unliniertes A4-Schulheft. Auf der Titelseite beschreibst Du kurz und knapp den Inhalt des Buches oder lässt es Dein Kind schreiben: „Das bin ich. Das ist meine Familie. Und das ist unsere Geschichte.“ Danach solltest Du Dich völlig zurückzunehmen und versuchen keinen Einfluss mehr zu nehmen. Stelle Deinem Kind lediglich Stifte, Schablonen, Formen und ähnliches zur Verfügung, die zur Gestaltung der Familiengeschichte verwendet werden können. Ob ein Familienmitglied fehlt, riesengroß oder winzig klein dargestellt ist, am Rand der Bildfläche verschwindet oder gut verbunden ist, entscheidet das Kind intuitiv ebenso richtig wie die Auswahl der dargestellten Personen, ob zum Beispiel ein neuer Partner oder eine neue Partnerin zu einer neuen Figur in der Familie wird.

Tipp 4: Zeige Deinem Kind, dass mit der Trennung die Familie nicht aufhört

Aus Sicht Eures Kindes besteht seine familiäre Welt auch nach der Trennung weiterhin aus drei Personen. Mit der Trennung hört Eure bisherige Familie nicht auf. Aber sie verändert sich radikal. Aus einem Dreigestirn ist ein „2+1“ geworden.  Nichts bleibt, wie es war. Alles ist möglich. Alles ist im Wandel. Wachstumsschritte, die alles Bisherige verändern, können schmerzvoll und faszinierend zugleich sein. Warum also nicht einen Ausflug in den Tierpark machen?

Im Tierreich ist es normal, dass eine Art zu leben nicht für immer und ewig so bleibt, wie sie ist. Metamorphosen sind ein genialer Trick der Natur, um das Überleben zu sichern. Sobald sich eine Kaulquappe zum Frosch wandelt, wird aus einem Pflanzenfresser im Wasser ein Fleischfresser an Land und es gibt kein Zurück zu dem, was einmal war. Wenn Du Deinem Fünfjährigen erklären möchtest, was eine Familie außer Vater-Mutter-Kind noch so alles sein kann, wirst Du am Elefantengehege oder beim Aquarium ganz nebenbei der Vielfalt von Familien auf der Spur sein können. Es gibt im Tierreich unzählige Arten von Familien: So startet ein Elefantenbaby im schützenden Beisein einer ganzen Herde alleinerziehende Elefantenmütter ins Leben und lernt seinen Vater gar nicht kennen. Bei den Seepferdchen werden die Männer schwanger. Die winzigen Fledermausbabies werden von Anfang an gleich von der gesamten Gruppe gefüttert und betreut. Und Kaiserpinguine kümmern sich quasi im Wechselmodell um ihren Nachwuchs. Der Tierpark bietet zahlreiche Gesprächsanlässe, um mit Kindern die Veränderungen in Eurer Familie zu sprechen und die Vielfalt von Familienformen aufzuzeigen.

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