Elternliebe kennt keine Entfernungen. Doch wie können Getrennterziehende die Bindung zwischen Umgangstagen und -wochenenden erhalten, wenn fortan viele hunderte Kilometer zwischen ihnen liegen. Schließlich soll Dein Kind sich sicher sein: Auf Mama oder Papa kann ich mich verlassen. In diesem Artikel erklären wir, wie Du die Eltern-Kind-Beziehung nach der Trennung trotz räumlicher Distanz stärken kannst und warum Du anfangen solltest, Deinem Kind Post zu schicken.
Kontakt zu Papa und Mama nach einer Trennung
Kinder brauchen Rhythmus und Verlässlichkeit. Schon immer. Und erstrecht, wenn sie zwei Elternhäuser haben. Auch nach der Trennung der Eltern muss der Kontakt zu Mama oder Papa verlässlich bleiben. Deshalb ist der beim Kind lebende Elternteil gemäß der Wohlverhaltensklausel (§1684, Abs. 2 BGB) verpflichtet, den Umgang mit dem getrennterziehenden Elternteil zu unterstützen und alles zu unterlassen, was den Kontakt beeinträchtigen könnte. Dazu zählt auch, dem Kind den Zugang zu Telefonanrufen oder Post zu ermöglichen.
Wie Post die Eltern-Kind-Beziehung nach einer Trennung stärkt
Briefe sind heute selten geworden. Das ist schade, finden wir. Denn Briefe sind eine tolle Ergänzung zu unseren alltäglichen Kommunikationsmitteln. Hier sind zwei Gründe, warum Du anfangen solltest, Deinem Kind Post zu schicken:
- Post von Mama oder Papa ist ein Schatz für die Ewigkeit. Ein kurzer Anruf und schon ist man miteinander verbunden. Deine Stimme hört Dein Kind jedoch nur, solange Du sprichst. Nach Deinem Anruf ist davon nicht mehr übrig als eine blasse Erinnerung. Ein Brief hingegen bleibt für immer und kann wie ein Schatz jederzeit hervorgeholt werden. Eine Textnachricht auf dem Smartphone ist schnell verschickt. Aber Liebesbriefe sollten dennoch mit der Post verschickt werden. Erst recht, wenn sie von Mama oder Papa kommen!
- Kinder haben ein Recht auf Geheimnisse. Und auch Dein Kind ist durch das Briefgeheimnis geschützt. Der andere Elternteil darf die Post also nicht einfach öffnen und lesen. Es braucht dazu die Erlaubnis des Kindes. Egal, wie alt es ist.
Post für Dein Kind: So klappt‘s
Briefgeheimnis für Kinder. Kann das gelingen? Trotz Briefgeheimnis, Post vom anderen Elternteil kann zu einer echten Herausforderung für Trennungskinder werden: „Warum schreibt Dir Deine Mutter/Dein Vater? Und was schreibt sie/er denn?! Lass doch mal sehen…“ Also – besser gleich eine Postkarte! Tatsächlich können Postkarten die Situation im anderen Elternhaus entlasten. Denn Du möchtest ja keine Geheimnisse mit Deinem Kind austauschen, sondern zeigen, dass Du da bist. Und das darf jeder wissen.
Was kann ich meinem Kind schreiben? Es kommt weniger auf den Inhalt der Karte als auf die regelmäßige Postsendung an. Nicht zu oft. Und nicht zu selten. Ein Schriftzug in bunten Großbuchstaben mit „PAPA“ oder „MAMA“ kann schon genügen, um Deinem Kind zu vermitteln: „Du hast einen Platz in meinem Herzen! Ich denke an Dich! Du kannst Dich auf mich verlassen!“ Das gilt besonders, wenn Dein Kind noch nicht selbst lesen kann.
Warum sind Postkarten so wertvoll für Eure Eltern-Kind-Beziehung? Postkarten werden für Dein Kind zu Sammelkarten mit Erinnerungswert. Vor allem aber wird es sich an Deine Grüße noch nach Jahren und Jahrzehnten erinnern. Ein verzierter Karton von Kinderschuhen eignet sich perfekt als Schatztruhe für Deine Karten. Und wenn es im anderen Elternhaus möglich ist, können die Postkarten auch an einem schönen Band mit Holzwäscheklammern befestigt und quer durch das Kinderzimmer gespannt werden.
Umgang mit Kontaktabbruch. Vielleicht überfordert die Situation Dein Kind. Und es gibt Antwortbriefe, die für Eltern nur schwer zu ertragen sind: „Papa/Mama, hör endlich auf, mir Briefe zu schreiben.“ Bei allem Schmerz. Zunächst ist zu würdigen, dass Dein Kind sich zeigt. Mit seinen Gefühlen. Seinem Eigenwillen und vielleicht auch mit seiner inneren Zerrissenheit. Diesen eigenen Willen gilt es zu respektieren. Er gehört zum Großwerden dazu. Trotzdem bleibst Du Mama oder Papa. Antworte Deinem Kind, dass Du seinen Wunsch achtest:
„Danke, dass Du mir schreibst, wie es Dir geht. Gut, dass Du einen eigenen Willen hast. Das gehört zum Großwerden dazu. Weil ich Dich liebe, achte ich Deinen Wunsch. Aber ich bleibe auch Dein Papa / Deine Mama und schreibe weiter an Dich. Immer am ersten Wochenende im Monat. Ich lege meine Briefe nun bei mir in eine Schachtel. Lass mich wissen, wenn die Zeit gekommen ist und Du sie lesen möchtest. Ich bin da. Dein Papa./ Deine Mama“
Mehr zum Thema Umgang mit Kontaktabbruch: Wenn das Kind keinen Kontakt will
Durch Deine Post erfährt Dein Kind, dass es trotz räumlicher Distanz immer mit Dir verbunden bleibt. Ganz gleich, was passiert. Denn Deine elterliche Liebe ist bedingungslos. Und das Beste daran: Weil Dein Kind sich von Dir angenommen weiß, wird es sich ebenso annehmen können und liebevoll mit sich selbst verbunden sein. Mit allem Drum & Dran. Und das ist wohl das größte Geschenk, dass Du Deinem Kind machen kannst.
Kennst du schon Post für den Tiger von Janosch? Die Geschichte erzählt von der zärtlichen Fürsorge und dem Briefwechsel zwischen einem kleinen Bären und einem kleinen Tiger.