Das Zuhören ist eine unserer wertvollsten Ressourcen. Und gute Gespräche sind Geschenke fürs Leben. Selbst, wenn wir lange Zeit nicht mehr miteinander im Kontakt standen, wirken gute Gespräche in unserer Erinnerung nach. Wir zeigen Dir, wie Du durch Zuhören den Raum schaffst für die wunderbare Erfahrung, ein ganz besonderer und wichtiger Mensch zu sein und damit die Eltern-Kind-Bindung stärkst.
Zuhören stärkt die Eltern-Kind-Bindung
Bedeutsam ist beim Zuhören nicht so sehr, was gesagt wurde, sondern wie es gehört wird. Denn nicht über das Reden, sondern über das Hören sind wir vom ersten bis zum letzten Tag mit unserer Umwelt verbunden. Wer wahrlich zuhören kann, fühlt sich mit anderen verbunden, ist achtsam im Umgang mit seiner Umgebung und erkennt auch seine eigenen Bedürfnisse besser.
Einem Kind zuzuhören bedeutet nicht nur, es besser zu verstehen, es bedeutet auch, das Selbstwertgefühl des Kindes zu stärken. Doch wie wird aus einem Gespräch ein Schatz fürs Leben?
3 Tipps, wie Zuhören gelingt!
Ganz Ohr sein bedeutet mehr als nur auf das Gesagte zu achten. Weil Zuhören eben mehr als Hören ist. Denn auch das, was wortlos über Stimme, Gestik und Mimik gesagt wird, will Gehör finden. Zuhören ist vor allem Zu-Wendung, ungeteilte wertungsfreie Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, in diesem Moment uneingeschränkt mit Deinem Kind verbunden zu sein. Wie zeigst Du Deinem Kind also, dass Du ihm richtig zuhörst?
Sprich aus, was Du in Deinem Herzen hörst
Als achtsamer Zuhörer lässt Du Dein Kind nicht im luftleeren Raum zurück, sondern findest Worte auch für Unausgesprochenes. Du nimmst zum Beispiel das Flattern in der Stimme Deines Kindes wahr, wenn es unsicher oder ängstlich ist? Geh in Resonanz zu den Emotionen, die für Dich hörbar und spürbar sind mit einem Impuls wie „Ich stelle mir vor, dass Du viel Angst hattest, als niemand zuhause war“ oder „Ich höre Deine zitternde Stimme. Hast Du eine Idee, was Dir jetzt ein bisschen Kraft geben kann?“
Sei achtsam und zugewandt
Wenn Du gerufen wirst, antwortest Du nicht nur mit offenen Ohren, sondern mit der ganzen Präsenz Deines Lebens. Du bist von Kopf bis Fuß Deinem Kind zugewandt und stellst alle Deine Sinne auf Empfang. Schaut einander an, legt das Handy aus der Hand, unterbrecht einander nicht, haltet für einen Moment die Zeit an und gebt auch gemeinsam der Stille ihren Raum. Signalisiere Deinem Kind „Ich bin hier. Ich höre. Jetzt. Mit Leib und Seele.“
Stärke die Bindungskompetenz Deines Kindes
Beim Zuhören geht es weniger um die sachlichen Aussagen des Anderen als um dessen Gefühle und Bedürfnisse und darum, mit diesen in Resonanz zu gehen. Dein Kind lernt das Hören als eine Anerkennungs- und Wertschätzungskultur kennen und Du stärkst so von klein auf seine Bindungskompetenz.
Zuhören erfordert Übung. Du wirst bei Euren Umgangswochenenden oder Telefonaten feststellen, dass Du nicht mehr nur eine Aufzählung dessen hörst, was Dein Kind in der letzten Woche so alles gemacht und erlebt hat. Du wirst hören, was es gefreut oder bekümmert hat und dabei mit Deinem Kind in Verbindung gehen. Die Eltern-Kind-Bindung wird nachhaltig gestärkt.
Nichts erfüllt uns Menschen mehr als das Gefühl „gehört“ zu werden. Sei deshalb ein guter Zuhörer und schenke Deinem Kind das Gefühl, auf ganz besondere Weise wichtig zu sein. So wie die kleine Momo aus dem Märchenroman von Michael Ende:
„Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören. […] Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig. […] Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören!“
